In einer Welt voller Magie und Abenteuer gibt es auch die agilen Heldengruppen, die auf ihren Questen unterwegs sind, um Probleme und Rätsel zu lösen. Nach einer erfolgreichen Queste, in der sie gegen böse Feinde gekämpft und knifflige Aufgaben gelöst haben, treffen sich die Helden in ihrem geheimen Versteck, um ihre Abenteuer zu besprechen.
Sie sitzen in einem Kreis um ein loderndes Feuer herum, und jeder erzählt von seinen Erfahrungen und Herausforderungen während der Queste. Einige berichten von Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit anderen Helden, während andere von ihren gemeinsamen Triumphen erzählen.
Nachdem alle ihre Gedanken und Gefühle ausgedrückt haben, beginnen sie gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um die Probleme, die sie, während der letzten Queste hatten, in Zukunft zu vermeiden. Sie besprechen neue Strategien und Arbeitsweisen, um ihre Fähigkeiten zu verbessern und ihre Effizienz zu steigern.
Am Ende der Retrospektive fühlen sich die Helden, dank der Unterstützung und des Feedbacks ihrer Gefährten, gestärkt und sind bereit für das nächste Abenteuer. Sie wissen, dass sie zusammen stärker sind und dass sie nur so erfolgreich sein werden.

Das klassische Pen&Paper-Rollenspiel hat sich entwickelt. Der Kerkermeister (Dungeon Master) aus den 70ern des vergangenen Jahrhunderts wurde zur Spielleiterperson und auch Stift und Papier werden langsam abgelöst. Die moderne Spielerfahrung wird immer visueller und beteiligungsorientierter. Moderne VTTs wie Roll20, Fantasy Grounds und FoundryVTT bieten unzählige Grafik-, Audio- und Videofunktionen sowie vieles mehr, um das Rollenspiel noch lebendiger und spannender zu machen. Greifbare und kreative Steuerungsmöglichkeiten ermöglichen es Spielern, sich mehr in die Interaktionen und den Dialog einzubringen. Verschiedene Web-Tools wurden für Spieler entwickelt, um ihnen zu helfen, sich leichter in das Geschehen einzufügen, da es einfacher ist, einen digitalen Raum so zu gestalten, dass er dem vorgegebenen Universum und der Geschichte entspricht. Darüber hinaus ermöglicht die Technologie, wie Skype, Discord oder Zoom, Interaktionen zwischen zahlreichen Spielern aus allen Teilen der Welt.
Doch dies birgt neue Herausforderungen. Eine moderne Rollenspielgruppe besteht nicht mehr länger nur aus einer Hand voll Freund’innen oder Klassenkammerd’innen und so müssen wir mehr denn je lernen rücksichtsvoll miteinander umzugehen.
Was ist eine Retrospektive?
Eine Retrospektive ist ein regelmäßiger Blick zurück auf die vergangenen Rollenspielsitzungen und knüpft inhaltlich an eine eventuelle Session Zero an. Spieler’innen und Spielleiter’in setzen sich zusammen und betrachten gemeinsam den letzten Spielabschnitt oder die letzte Kampagne, um das Setting, Regelauslegungen, Safety Tools und den Umgang (im Spiel und in der Gruppe) miteinander zu besprechen. Hierbei können die nachfolgenden Fragestellungen helfen:
- Gibt es Aspekte des Settings oder der Kampagne, die unangenehm oder triggernd sind?
- Wie gut funktioniert die Kommunikation innerhalb der Gruppe? Gibt es Missverständnisse oder Probleme bei der Absprache?
- Fühlt sich jeder Spieler, jede Spielerin gleichermaßen in die Handlung einbezogen oder gibt es Personen, die besonders häufig im Fokus stehen?
- Wie zufrieden sind alle mit den gemeinsam getroffenen Regelentscheidungen?
- Wie gut funktionieren die Regeln des Spiels?
- Gibt es Regeländerungen oder -anpassungen, die vorgenommen werden sollten?
- Wie gehen die Spieler’innen miteinander um?
- Gibt es unangenehme Interaktionen?
- Gibt es Spannungen oder Konflikte, die angesprochen werden sollten?
- Wie interagieren die Charaktere miteinander? Gibt es unangenehme Interaktionen oder unpassende Situationen?
- Was hat in den letzten Sitzungen gut funktioniert und was kann verbessert werden?
- Wie ist die Atmosphäre während der Sitzungen? Gibt es etwas, das die Stimmung beeinflusst oder verbessert werden kann?
- Wie gut ist der Ablauf der Sitzungen? Gibt es Aspekte, die beschleunigt oder verlangsamt werden sollten?
Wie oft und wie lange sollte eine Retrospektive durchgeführt werden?
Die Häufigkeit, mit der eine Retrospektive durchgeführt werden sollte, lässt sich leider nur schwer ableiten. Selbst bei agilen Entwicklungsteams variieren die Zeiten. Gängige Größen sind jeden oder jeden zweiten Sprint, welcher wiederum jeweils zwei oder drei Wochen dauert. Letztendlich hängt es von der Größe und Dynamik der Rollenspielgruppe ab. In einer kleinen und stabilen Gruppe, in der es keine großen Probleme gibt, kann eine Retrospektive alle paar Monate durchgeführt werden. In einer größeren und dynamischeren Gruppe, in der es häufiger Probleme gibt, könnte eine Retrospektive häufiger durchgeführt werden, z.B. alle 4-6 Sitzungen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Retrospektive nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt und dass die Auswirkungen auf die eigentliche Spielzeit in einem angemessenen Verhältnis bleiben. Eine Retrospektive sollte schnell und effektiv sein und nicht zu lange dauern, um die Spielzeit nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Aber auch die Dauer ist abhängig von der Größe und der Zusammensetzung der Gruppe. Dennoch empfiehlt es sich, ein Zeitlimit für die Retrospektive festzulegen und hierfür ggf. mit Mittel wie Time Boxing zu arbeiten.
Regeln für die Retrospektive
Wie auch beim Rollenspiel gibt es einige Regeln, die bei einer Retrospektive beachtet werden sollten, um sicherzustellen, dass sie effektiv und produktiv ist:
- Sichere Umgebung: Es ist wichtig, dass die Retrospektive in einer Umgebung stattfindet, in der alle Teilnehmer sich sicher fühlen, um ehrlich und offen über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen. Dies kann heutzutage offline wie online erfolgen. Für Letzteres empfiehlt es sich einen Raum oder Kanal zu haben, der nur der Gruppe zugänglich ist.
- Respekt und Vertraulichkeit: Alle Teilnehmer sollten sich respektvoll gegenüber anderen verhalten. Um eine offene Kommunikation zu ermöglichen, wird Nichts, abgesehen von den gemeinsam beschlossenen Verbesserungsmaßnamen, nach außen getragen. Auch wenn die Abenteuer der Gruppe auf Youtube oder Twitch zu finden sind, die Retrospektive erfolgt immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
- Offene Kommunikation: Um eine offene Kommunikation zu gewährleisten, sollten alle Teilnehmer die Möglichkeit haben, ihre Meinung einzubringen und Fragen zu stellen, ohne dass Beschuldigungen oder Anklagen vorgebracht werden. Dadurch wird ein ehrliches und transparentes Miteinander gewährleistet, dessen Ziel es ist, Probleme zu identifizieren und Lösungen zu finden.
- Feedback: Es sollte Feedback gegeben werden und jeder sollte das Gefühl haben, dass er gehört wurde.
- Zielorientiert: Es sollten konkrete Ziele für die Verbesserung festgelegt werden, die bis zur nächsten Sitzung umgesetzt werden können.
- Zeitlimit: Es ist wichtig, das gesetzte Zeitlimit einzuhalten, um sicherzustellen, dass die Retrospektive effektiv und produktiv ist.
- Follow-Up: Es sollte ein Follow-Up geben, um sicherzustellen, dass die geplanten Maßnahmen umgesetzt werden und um die Fortschritte zu überwachen.
Ablauf einer Retrospektive
Es ist wichtig, dass eine Retrospektive sorgfältig moderiert wird, um das vollständige Potenzial zu nutzen und nützliche Erkenntnisse zu gewinnen. Offline sollte eine Tafel oder ein Whiteboard sowie Stifte und Karten zur Verfügung stehen. Online gibt es spezialisierte Webseiten, wie bspw. Trello, um eine Retrospektive durchzuführen. Es gibt viele erprobte Methoden für die Gestaltung einer Retrospektive, aber ein grundlegender Ablauf wäre wie folgt:
- Einführung in die Retrospektive: Um eine Retrospektive in einer Rollenspielgruppe einzuleiten, kann man beispielsweise den Wetterbericht nutzen, bei dem die Teilnehmer’innen ihre Gefühle und Gedanken zum letzten Spiel, vom Sonnenschein bis hin zum Unwetter, darstellen können. Alternativ können Fragen gestellt werden, um eine Diskussion zu eröffnen.
- Sammlung von Themen und Feedback: Hier können die Spieler ihre Meinungen und Erfahrungen teilen, die wichtig für sie in den letzten Runden waren.
- Klassifizierung der Ergebnisse: Es ist wichtig, die gesammelten Informationen zu kategorisieren und zu organisieren, beispielsweise in „Verbesserungspunkte“ und „erfolgreiche Aktivitäten“. Die Priorisierung dieser Punkte kann ebenfalls diskutiert werden.
- Aktionspunkte: Die wichtigsten Ergebnisse sollten zusammengetragen werden und konkrete Lösungen diskutiert werden. Organisatorische, zwischenmenschliche, spielbezogene und regeltechnische Fragen sollten geklärt werden, sowie mögliche Probleme erkannt und Aktionspunkte definiert werden.
- Commitment/Rückmeldung: Die erarbeiteten Ergebnisse sollten besprochen und konkrete To-Dos und Commitments festgehalten werden.
- Abschluss: Abschließend sollte die Retrospektive gemeinsam reflektiert werden und Vorbereitungen für das nächste Spiel getroffen werden.
Quellen
- Retrospektive
- Werkzeuge
- RPG
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